Da geht also AOL dahin. AOL schließt seine verbliebenen Niederlassungen in Deutschland und wahrscheinlich auch die meisten Europäischen. Einst war AOL so mächtig, das es sogar den Medien Giganten Time Warner schlucken bzw. mit ihm fusionieren konnte. Nun, knappe 10 Jahre später, ist AOL im Tal der Belanglosigkeit angekommen. Ein Trend der sich bereits seit dem Verkauf der Internetzugangssparte (
Heise) im Jahre 2006 abzeichnete und vor wenigen Wochen durch die Trennung von Time Warner (
Heise) entgültig besiegelt scheint.
Warum schreibe ich nun darüber?
Für viele bedeutete AOL vor allem in den 90er den Einstieg ins "Netz" (nicht für mich). AOL war nun der letzte, verbliebene Provider mit eigenem Charakter. AOL verwendete stets seinen eigenen Client zur Netz Einwahl. Damit wurde versucht ein eigenes, von aussen abgeschirmtes Netz aufzubauen. Bunter und moderner, aber es hatte ein wenig den Charm der Kommunikationsnetze vor dem Internet Zeitalter (
BBS,
Fido Net, CompuServe:
Wikipedia,
Spiegel). AOL bot Redaktionelle Inhalte an, natürlich die E-Mail Adresse @aol.com zur
DAU Erkennung und pflegte eine eigene Chat und Foren Community (
Social Network!). Die Zugangssoftware war ein richtig kleiner Mikrokosmos. "Sie haben Post."
Und der Rest der Welt?
Der war vor allem von den AOL CDs (bis 2006) genervt. In sämtlichen Zeitschriften oder Rechner und Modem Packungen flogen die CDs mit der Zugangssoftware herum. Meistens gab es als Lockmittel noch ein paar Freistunden dazu. So viele
Kaffee Untersetzer konnte man gar nicht verwenden. Natürlich stellte das auch ein Müll Problem dar. Seiten wie NoMoreAOLCDs.com, inzwischen down, widmeten sich diesem Thema und wollten die gesammelten CDs an AOL zurückschicken (
AOL CDs to be Mailed) . Andere bauten aus den CDs allerlei kreatives, wie den
Stuhl aus 4000 CDs.
Die Probleme?
Die genauen Probleme oder Entscheidungen die zum Untergang geführt haben, kann und will ich hier nicht erläutern. Aber sicherlich gab es zumindest für den Anwender offensichtliche Probleme. Zu Zeiten als man noch pro Minute Internet abrechnete, war AOL einer der teuersten Anbieter ("A bzocke O hne L eistung"). Hat man nicht zum "Social Network" gehört, wählte man natürlich einen günstigeren Anbieter. Mit der Zeit entstanden für die AOL Nutzer vor allem Abends regelmässig Einwahl Probleme, so das AOL als weiteres Akronym für "A bends O hne L eitung" stand. Schließlich entdeckten auch die AOL Benutzer, das es außerhalb von AOL noch das ominöse Internet gibt.
Technisch versierte Anwender wurden von der Client Software abgeschreckt, denn diese verbog sämtliche System Dateien. Somit war der Betrieb eines anderen Internet Zugangs ausser AOL schwierig, eine Deinstallation der AOL Software nahezu unmöglich. Eine Neuinstallation des Systems lies sich kaum vermeiden.
Was versucht(e) AOL sonst noch?
Voll gestopfte Werbe Portale scheinen nicht der Hit zu sein. Das Anzeigekundengeschäft (Adtech) ist wohl weiterhin ertragreich. Die Firmen Aufkäufe waren auch nur bedingt erfolgreich. AOL kaufte (und besitzt) unter anderem Netscape, Nullsoft (WinAmp) und ICQ. Mal sehen wie lange uns die ICQ Server erhalten bleiben.
Quelle:
Heise: AOL zieht sich aus Deutschland zurück
Schade um die 100000000 AOL Freistunden!
Kommentare
Rico Bozenhard
Andererseits haben die ihre User ganz schön beschnitten, um diese in ihre eigenen Netzwerke zu zwingen.
Und der Film "e-Mail für Dich", war ja auch mit AOL verknüpft (Sie haben post)
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